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Ein Jahr Akte Asien: Bunga Bunga zum Jubiläum – und die schönste Frau der Welt

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Von CHRISTIAN GEINITZ

Bild zu: Ein Jahr Akte Asien: Bunga Bunga zum Jubiläum - und die schönste Frau der Welt

Bo Xilai, der ehemalige Parteichef der chinesischen Stadtprovinz Chongqing, gilt als schlimmer Finger – und neuerdings als Schmutzfink. Ihm werden Machtmissbrauch, Korruption, sogar die Verwicklung in einen Mord vorgeworfen. Seit Freitag beschuldigt ihn seine eigene Partei ganz offiziell dieser Vergehen. Sie hat ihn aus ihren Reihen ausgeschlossen, ihm alle Ämter genommen und den Fall der Justiz übertragen. Pikant ist ein neuer Vorwurf: Bo habe außereheliche Affären unterhalten, genauer: „unstatthafte sexuelle Beziehung zu einer Reihe von Frauen”.

Bunga Bunga am Jangtse, was wünscht man sich mehr für ein Jubiläum? Vor einem Jahr, im September 2011, haben wir unseren F.A.Z.-Blog „Akte Asien” begonnen. Wir danken Ihnen, liebe Leser,  an dieser Stelle sehr herzlich für Ihre Klicks, für Ihre Kommentare, Ihre Kritik, Ihren Ansporn, vor allem aber für Ihr Interesse an Asien. Bisher dachten wir, der Erdteil sei besonders in wirtschaftlicher Hinsicht ein Vorreiter. Jetzt wissen wir: Auch in Fragen von Intrigen, Schmuddel, Sex’n’Crime spielt die Region ganz vorne mit.

Was sich in China in den zurückliegenden Monaten abgespielt hat, hätte ein Drehbuchschreiber für Seifenopern nicht schlechter erfinden können. Bo soll sich die Taschen gefüllt, das Recht missachtet und noch drakonischer und brutaler geherrscht haben als die Chongqinger Mafia vor ihm. Mit seinem Retro-Maoismus plante er angeblich nichts Geringeres als eine zweite Kulturrevolution und einen Langen Marsch nach Peking, mitten hinein in die Herrschaftszentrale der Atommacht China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Daraus wurde nichts, weil ihn sein ehemaliger Polizeichef Wang Lijun zuerst bei den Amerikanern und dann bei der Zentralregierung verpfiff. Wang konnte glaubhaft machen, dass Bo und seine Frau Gu Kailai wortwörtlich über Leichen gingen. Tatsächlich wurde Gu später wegen des Giftmordes an einem britischen Geschäftsmann, welcher der Familie offenbar im Weg stand, zum Tode verurteilt. Den Zugang zum US-Konsulat in Chengdu, der Hauptstadt der Nachbarprovinz Sichuan, erschlich sich Wang in Verkleidung einer Frau.  Spätestens an dieser Stelle hätte jeder Produzent das Drehbuch zu dieser Schmierenkomödie als unglaubwürdig abgelehnt.

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Bo verlor nach Wangs Anschwärzung seine hohen politischen und parteilichen Ämter und kam unter Hausarrest. Die Partei nahm ihn aber zunächst aus der Schusslinie und schwieg öffentlich zu dem Fall. Wohl weil erst die Fronten geklärt werden mussten: Wer zählt zum linken, reformfeindlichen Lager um Bo, wie stark ist es in Peking und in den Provinzen? Wie weit reicht der Einfluss des Mannes in Politik und Militär in diesen Monaten des wichtigsten Machtwechsels seit zehn Jahren? Schließlich hatte sich Bo Hoffnungen darauf machen können, in den Ständigen Ausschuss des Politbüros aufzusteigen, also in das mächtigste Gremium der Welt neben dem Weißen Haus. Die meisten der neun Mitglieder geben ihre Posten bis zum März auf, darunter Partei- und Staatschef Hu Jintao sowie Ministerpräsident Wen Jiabao.

Während China über Bos Eskapaden spekuliert – wie viele Frauen hatte er? Was stellte er mit ihnen an? Gefielen ihm Männer auf ähnliche Weise?-, gibt es auch Appetitliches aus China zu berichten. Soeben wurde eine Chinesin zur „Miss World” gekürt, zur schönsten Frau der Welt. Das ist erst das zweite Mal in der Geschichte des Wettbewerbs und schon deshalb bemerkenswert, weil die Chinesinnen von ihrer Zahl her rein statistisch jedes fünfte Jahr gewinnen müssten.

Das soll die Leistung der schönen Yu Wenxia keineswegs herabwürdigen. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sie möglicherweise einen Heimvorteil hatte, weil die entscheidende Runde in Ordos in der Inneren Mongolei stattfand, einer chinesischen Provinz. Die 23 Jahre alte Musikstudentin, die Lehrerin werden will, gewann den Titel vor „Miss Wales” und „Miss Australia”.

Der Triumph beruhigt und versöhnt mit Blick auf die Aufstiegsmöglichkeiten in China. Um es ganz an die Spitze zu schaffen wie Yu Wenxia, muss man also weder KP-Mitglied noch Kind eines Revolutionshelden sein. Das mag anfänglich helfen, wer aber, wie Bo Xilai, den Bogen überspannt, wird ganz schnell wieder abserviert. Die reizvolle Yu Wenxia hingegen dürfte sich noch lange Zeit großer medialer Aufmerksamkeit erfreuen. Wenn man ehrlich ist, sieht man sie auch viel lieber in der Presse als Bo Xilai und all die anderen fragwürdigen Bunga-Bunga-Funktionäre in China.

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von itzi erschienen in Akte Asien ein Blog von FAZ.NET.


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